StartLokalesMedebachNachhaltiges Klangerlebnis begeistert auf Gut Glindfeld

Nachhaltiges Klangerlebnis begeistert auf Gut Glindfeld

Das hatte schon Seltenheitswert, was die Zuhörerinnen und Zuhörer an diesem sonntäglichen Spätnachmittag in der Scheune auf Gut Glindfeld erleben konnten.

Mit 20 Musikerinnen und Musikern und ausschließlich Streichinstrumenten war das Detmolder Kammerorchester angereist und hatte ein Programm mit den drei B – Beethoven, Bridge und Britten – im Gepäck. Eine eher ungewöhnliche Kombination von Komponisten, die sich jedoch als sehr passend für diesen Auftritt erweisen sollte.

Den Start vor dem eigentlichen Konzert bildete die sehr kurzweilige Einführung in das Konzertprogramm in Form eines Dialoges zwischen Konzertmanagerin Venezia Fröscher-Cifolelli und der Violinsolistin und Ensembleleiterin Sarah Christian, für die gespannte Zuhörerschaft eine gute und dankbare Grundlage für das folgende Livekonzert. Beethovens berühmte Kreutzersonate – eigentlich ein Werk für Violine und Klavier – füllte Teil eins des Konzerts aus. Der großen kompositorischen Leistung des Australiers R. Tognetti ist es zu verdanken, dass besonders der vielstimmige Klavierpart des Beethovenschen Werkes für die vielfältigen Stimmen des Streichorchesters umgeschrieben wurde und nun in seiner großartigen Vielstimmigkeit erklang. Sarah Christian stellt schon gleich nicht nur ihren persönlichen Part als Violinsolistin mit beeindruckender Brillanz vor. Die Gesamtheit ihrer Körpersprache reicht aus, dass das Orchester wie von unsichtbarer Hand gelenkt ohne den üblichen Dirigenten auskommen kann. Ohne äußerste Disziplin und perfekter vorheriger Einstudierung der einzelnen Ensemblemitglieder eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Exakte Einsätze, perfekte Abstimmung bei variierenden Wechseln in den Tempi und der Dynamik des Stückes zeichnen gleich zu Beginn den gewachsenen Gesamtorganismus des Orchesters aus. Soweit zum ersten B – Ludwig van Beethoven. Die zwei weiteren B – Frank Bridge und Benjamin Britten – stehen im Mittelpunkt von Teil II. Beide stehen im Lehrer-Schülerverhältnis zueinander. Das Preludium aus der “Suite for string orchestra” von F. Bridge sorgt nach dem fulminanten 3. Satz von Beethovens Kreutzersonate für wohlige Entspannung. In Anerkennung und Dankbarkeit folgt nun Brittens Hommage an seinen Lehrer F. Bridge mit “Variations on a theme of Frank Bridge”. Hier bietet Britten all sein musikalisches Können in elf aneinander gereihten musikalischen Einzelbildern auf, die den ihn prägenden Charakterzügen seines Lehrers entsprechen. Dieses variantenreiche und vielschichtige Werk verlangt dem Orchester wie der Leitung wiederum die große Breite der musikalischen Formen und deren Präsentation ab: In circa 27 Minuten läuft ein Film ab. Mit den unterschiedlichen Satzbezeichnungen wie “Marsch”, “Romanze”, “Wiener Walzer”, “Aria Italia”, “Bourrée Classique” “Trauermarsch” und schließlich zum Finale die Form der “Fuge” werden diese Charakterzüge des Menschen Frank Bridge anerkennend verdeutlicht. Wie passend war doch zu dieser Werkauswahl der drei B die perfekte und variantenreiche musikalische Realisation durch die Streicherinnen und Streicher aus Detmold! Dass Sarah Christian beim äußerst begeisterten Schlussapplaus des Publikums nicht nur auf ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Orchester verwies, sondern auch auf ihr Streichinstrument durch Hochhalten in Richtung Publikum, macht deutlich, was diese traditionellen Streichinstrumente mit ihren menschlichen Könnern auch heute noch in Zeiten von vielfach elektronisch geprägter moderner Musik zu leisten imstande sind: sich in Menschen einzufühlen, sie mitnehmen und in ihren Bann ziehen. Text: B. Laame

Aktuelles

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner