Der fünfte SalonF, Motto “Goldrand für die Seele”, lockte in den vollbesetzten Tagungsraum des Gemeindehauses der Ev. Friedenskirchengemeinde Hochsauerlandkreis Medebach.
Irmtraud Ruder erinnerte in ihrer Begrüßungsrede an die bedeutsamen geschichtlichen Ereignisse: Am 9. November vor 35 Jahren fiel die Mauer in Berlin. Am 9. November 1938 brannten in ganz Deutschland die meisten der noch bestehenden 400 Synagogen, jüdische Geschäfte wurden – auch hier in Medebach – geplündert, Wohnungen verwüstet, Friedhöfe geschändet. Wer die Möglichkeit hatte, floh aus Deutschland.
Eingeladen von Irmtraud Ruder und dem Team des SalonF reiste Pfarrer Christian Casdorff aus Soest an, um an die jüdischen Dichterinnen Josefa Metz (1871-1943) und Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942) zu erinnern.
“Ein Lächeln vielleicht – oder eine Träne”, die Überschrift des Abends ist ein Vers der in Minden und Bielefeld aufgewachsenen Schriftstellerin Josefa Metz, die für Kinder und Erwachsene in gleicher Tiefe und Leichtigkeit Gedichte, Geschichten und Theaterstücke schrieb. Im Februar 1943 ist Josefa Metz im KZ Theresienstadt an den Lagerbedingungen gestorben. Mit ihren Texten verwebte Christian Casdorff die Poesie von Selma Meerbaum-Eisinger, die vor 100 Jahren in Czernowitz geboren wurde und die in einem rumänischen Zwangsarbeiterlager ums Leben kam.
Klaviermusik zweier Komponistinnen, die die Naziherrschaft trotz Bedrohung in Deutschland überlebten, erklang zwischendurch: Ilse Fromm-Michaelis und Felicitas Kuckuck.
Beide waren Hamburgerinnen, die eine erhielt als Frau eines Mannes jüdischer Herkunft völliges Berufsverbot, die andere konnte – als “Vierteljüdin” eingestuft – so subversiv durchkommen, dass es ihr sogar gelang, eine ehem. Lehrerin der Hamburger Talmud-Tora-Schule bis Kriegsende bei sich zu verstecken. Christian Casdorff riss mit seinen brillant vorgetragenen Gedichten und Erzählungen zu dem zeitlichen Geschehen die Zuhörer*innen in seinen Bann. Virtuos begleitete er sie auf dem frisch gestimmten Klavier.
Das Team des SalonF sorgte für Augen- und exzellenten Gaumengenuss. Zusammengenommen erlebten die Gäste einen außergewöhnlichen Abend, der mit großem Dank endete.
Für den nächsten SalonF am 15. März 2025 liegen bereits Anmeldungen vor.